
Führen mit Humor – warum Feedback mehr bewirkt als Sprüche.
Viele von uns wissen intuitiv, dass Humor das Arbeiten leichter macht. Fragst Du Freunde oder Kollegen, welche Eigenschaften sie besonders schätzen, kommt oft „Sinn für Humor“. Doch beim Chef dürfte Humor eher nicht ganz oben auf der Liste stehen.
Zuerst einmal keine Panik, Du musst kein Comedian werden, denn es geht um etwas viel Wichtigeres: Um die Frage, hat Humor in der Führung einen messbaren Einfluss darauf, wie Du wahrgenommen wirst? Untersuchungen belegen: Ja.
Und noch wichtiger: Verbessert Spass im Job die Kommunikation und den Zusammenhalt? Und kann er in unsicheren Zeiten eine gewisse Leichtigkeit bringen? Beginnen wir mit der Frage:
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Wie wirken abwertende „Witze“ und beleidigende Sprüche?
Konkret: Wie wirken sie auf Leistung und Engagement von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern? Spoiler: Oft toxischer, als der Absender denkt. Von wegen Witzigkeit kennt keine Grenzen. Letzte Woche traf ich Nina am Briefkasten, Mitte vierzig, ziemlich anspruchsvoller Job – flache Hierarchien, aber viel Testosteron in der Abteilung – und Sie erzählte mir, was neulich im Jour-fixe passiert ist.
Dazu muss man wissen: Ihr Vorgesetzter leitet Meetings eher unstrukturiert – endlose Diskussionen, null Ergebnis, man braucht viel Kaffee. Doch als Nina übernahm: Klare Agenda, knackige Moderation, 20 Minuten, alle wussten, was sie zu tun hatten. Super Meeting, gut strukturiert. Perfekt.
Und dann der Kommentar ihres Chefs: „Die Kollegin führt ein strenges Regiment.“ Anerkennendes Feedback? Fehlanzeige. Gelächter bei den Männern. Eisiges Schweigen bei den Damen. Daraufhin ein Kollege: „War doch nur ein Witz.“ Leider ohne Wirkung und ohne jedes Gespür für Person und Leistung. Was Nina erneut darin bestätigte, dass sie mit Personen zusammenarbeitet, von denen einige aus emotionaler Antimaterie zu bestehen scheinen.
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Jeder Witz hat sein Verfallsdatum.
Viele tarnen ihr Macho-Gehabe als Humor und verletzen andere, statt souverän zu führen. Zeitgemässe Führung jedenfalls geht anders. Denn wie Untersuchungen belegen, entscheidet Kommunikation darüber, wie wir Selbstbewusstsein, Kompetenz, Wärme und Klarheit unseres Gesprächspartners wahrnehmen.
Viele aber halten es nicht gut aus, wenn andere besser sind. Narzissten – die sich-selbst-bewundernden Illusionisten in eigener Sache – müssen unangenehme Gefühle wie Neid, Konkurrenzdruck oder Angst abwehren. Und gleichzeitig ihre kompetenteren Kolleginnen und Kollegen mit toxischen Witzen abwerten und lächerlich machen. Wo man hinschaut, beleidigte Männchen, die nichts mitkriegen, aber sich dabei wohl fühlen.
Dabei werden Übergriffe und Abwertungen in nette Worte gepackt, bagatellisiert und als vermeintlicher „Spass“ ausgesprochen. Statt anerkennendes, konstruktives Feedback zu geben. Offenbar ist gesunder Menschenverstand wie Deo: Die, die ihn dringend bräuchten, benutzen ihn zu selten.
Tja, wenn die KI irgendwann die Welt regiert, wird sie wahrscheinlich schnell feststellen, wer hier eigentlich das Problem ist:
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Anleitung, wie Du Dein Team nachhaltig demotivieren kannst.
Zur Melodie von „Die Sendung mit der Maus“.
Abwertung als Führungsstil.
Lobe nie. Warum auch? Wer bezahlt wird, braucht kein Lob. „Ich bezahle Dich, was willst Du mehr?“ – vernichtet Motivation sofort.
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Miese Laune demonstrativ zur Schau stellen.
Jeder soll spüren, dass du schlecht geschlafen hast. Türknallen, Augenrollen, genervte Seufzer. Am besten im Meeting.
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Kritik immer vor Publikum.
Wenn du jemanden zurechtweisen musst, mach’s laut und öffentlich. Ein bisschen Demütigung schweisst das Team bestimmt zusammen – gegen dich.
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Zeige, dass du über den Dingen stehst.
Wenn jemand ein Problem anspricht, wink ab: „Jetzt stell Dich mal nicht so an.“ Perfekt, um zu signalisieren, dass persönliche Bedürfnisse irrelevant sind.
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Vergleiche – aber bitte unfair.
„Die Kollegin hat das in der Hälfte der Zeit geschafft.“ – immer gut, um Konkurrenz anzufeuern und das Wir-Gefühl zu zerschiessen.
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Kontrolle ist besser als Vertrauen.
Frag stündlich nach und kontrolliere, ob die Aufgabe schon fertig ist. Vertrauen? Für Luschen. Zeig, dass du alles im Griff hast.
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Zeit ist relativ – vor allem Deine.
Geh pünktlich um 17 Uhr nach Hause, aber schick um 22 Uhr noch E-Mails mit „dringend!!!“ im Betreff. Erwarte sofortige Antwort. So fühlt sich jeder wichtig und verzichtet gern auf sein Privatleben.
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Mach den Managertest.
Falte einen Papierhut, setz ihn auf und steig vorsichtig auf einen Küchenstuhl. Oben angekommen rufe laut „Magister“. Wenn Du den Test bestanden hast und all diese Regeln beherzigst, steht Deinem Ruf als der tödlichste Witz der Welt nichts mehr im Weg. Aber hey, immerhin bleibt Dir das lästige Problem erspart, Dich mit motivierten Mitarbeitenden herumzuschlagen.
Das war Satire.
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Sagen Sie jetzt nichts: Loriot-Momente im Arbeitsalltag.
„Das ist ja wie bei Loriot!“ ein Satz, der gern mal fällt, wenn Alltagssituationen absurd und ungewollt komisch ausgehen. Situationskomik kann praktischerweise zwei Dinge für Deine Karriere tun: Die Aufmerksamkeit hochfahren und gleichzeitig Stress und Anspannung runterfahren. Die Voraussetzung ist ein Bewusstsein für komische oder absurde Situationen – wie hier nach zwei wahren Begebenheiten:
Der Anruf.
Es klingelt und Mitarbeiterin Tina Paul nimmt den Anruf entgegen.
Tina meldet sich: „Paul“
Anruferin: „Wieso Paul?“
Tina: „Wieso nicht?“
Anruferin: „Na, Sie können mich doch nicht einfach Paul nennen – ich heiss´ doch Anneliese.“
„Ach was“ hätte Meister Loriot vermutlich hinzugefügt.
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Der Apfel.
Ein Teilnehmer soll ausrechnen, wieviel 4/7 sind und kommt dabei auf einen Wert von 1,75.
Dozent: „Vor dem Komma kann keine „1“ stehen.“
Teilnehmer: „Wer sagt das?“
Dozent: „Die Logik – schau mal, wenn Du einen Apfel in sieben Teile schnippelst, dann sind sieben Schnitzel ein ganzer Apfel, kannst Du bis hier folgen?“
Teilnehmer: „Hm-hm“
Dozent: „Wenn Du davon jetzt drei Schnitzel wegnimmst, ist das dann immer noch ein ganzer Apfel?
Teilnehmer: „Kommt auf die Grösse der Schnitzel an“
Du siehst:
Einige haben eine natürliche Begabung für Humor, andere haben grosse Schwierigkeiten mit Mathe – manche haben beides.
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Ein bisschen Spass muss sein – locker und entspannt wird Dein Team noch kreativer.
Lachen verbindet: Kopf und Bauch, Kleinhirn und Grosshirn, Führungskraft und Mitarbeitende, Zuhörer und Moderator.
Humorvoll-verbindliche Tipps für mehr Arbeitsfreude und Motivation im Team.
01 Humor als Mutmacher.
Wer lacht, hat weniger Angst vor Fehlern, deshalb erlaubt Euch, über ungewollte Patzer und Fehltritte zu reflektieren – mit einem „Pannen-Meeting“, wo jeder seinen peinlichsten Moment teilen darf, wenn er möchte.
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02 Mehr kreative Entfaltung, weniger Regeln.
Erlaube Deinem Team einmal im Monat eine Stunde für „Projekt egal“, um etwas auszuprobieren, das Spass macht, neu ist und gleichzeitig der Firma nützt.
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03 Reflexion mal anders.
Freitagsbilanz mit Stimmungs-Check und einem Augenzwinkern: Wie viel Bock hattest Du diese Woche auf einer Skala von 1 bis 10? – Welches Highlight gab es diese Woche? – Was nervt Dich gerade richtig? – Wie können wir das ändern?
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04 Stressfrei in drei Sekunden.
Missgeschicke können jedem mal passieren – oft genug sind sie perfektes Futter für Humor, also bleib cool, wenn der Beamer mal ausfällt: „Wir tun heute etwas für die Umwelt und sparen Strom.“
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Kriterien für die Jobentscheidung: Nette Kollegen und gute Stimmung.
Bewerber wollen heute mehr als nur einen gut bezahlten Job. Untersuchungen belegen: Ein positives Arbeitsklima und nette Kolleg:innen sind längst ein entscheidender Faktor bei der Jobwahl geworden.
Was bringt Dir das konkret:
Gute Stimmung im Team macht uns produktiver. Wer gerne zur Arbeit kommt, bleibt länger, bringt sich mehr ein und ist seltener krank – so einfach ist das.
Wir wollen dazugehören, uns verbunden fühlen, mitmachen. Deshalb bringen Werte wie Zusammenhalt, Geduld und Humor Leichtigkeit in schwierige Situationen.
Wo der Druck hoch ist, hilft Arbeitsfreude dabei, dass wir mental gesund bleiben. Wer lacht, kann nicht gleichzeitig schwere Dinge tun – das hält uns leistungsfähig.
Teams mit einer Prise Humor sind kreativer und leistungsfähiger. Weil entspannt sein die beste Voraussetzung für kreativ sein ist.
Insgesamt eine attraktive Unternehmenskultur.
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Führen mit Humor – fünf Zutaten für bessere Zusammenarbeit.
Hier im Norden weiss man: Je flacher die Landschaft, desto höher das Niveau. Also erst lachen, dann leisten – warum nicht?
Vertrauen braucht Respekt und Humor.
Lachen verbindet. Eine lockere Atmosphäre stärkt den Teamgeist und macht selbst schwere Tage leichter.
Du bist das Vorbild.
Dein Team spiegelt Dein Verhalten und auch Deinen Humor. Wer souverän führt, macht Mut und steckt andere an.
Humor macht Dich nicht weniger Chef.
Im Gegenteil: Souverän bist Du immer, wenn Du nahbar bleibst. Strenge schafft Distanz, Lachen schafft Nähe.
Lachen löst Spannungen.
Humor hilft, Konflikte zu entschärfen und Probleme mit frischem Blick anzugehen, danach geht’s leichter weiter.
Wer sich selbst auf den Arm nimmt, erspart anderen die Arbeit.
Zurück zu Nina´s Beispiel.
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Du kannst alles lassen, Du musst es nur wollen.
Ernsthaft: „Witze“ sind dann problematisch, wenn sie nicht verbinden, sondern verletzen und ausgrenzen. Wer es dennoch tut, zerstört Vertrauen und Offenheit in Sekunden – aber dafür nachhaltig. Also mach Dein Team nicht zum Publikum für schlechte Comedy, sondern gib Deinen Leuten stattdessen klares und differenziertes Feedback, das bringt mehr als jeder flapsige Spruch.
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Feedback statt Flucht – wie Ninas Mut die Führungskultur veränderte.
Erinnere Dich nochmal an den Kommentar ihres Chefs „Die Kollegin führt ein strenges Regiment“ vor versammeltem Team: Für Nina nicht witzig, sondern eine Verletzung und zugleich Entwertung ihrer Arbeit.
Es sind meist nur drei Worte, die wir hören, bevor etwas Schlimmes passiert: „links ist frei“ – oder „der rote Draht“ – oder „war ein Witz“.
Nina hätte über den extrem unbedachten Kommentar ihres Chefs auch „das böse F-Wort“ denken und sich endlos darüber aufregen können. Sie hätte ihre Betroffenheit runterschlucken und sich mit der Erkenntnis zurückziehen können, dass man es dem Chef sowieso nicht rechtmachen kann. Aber das entsprach nicht ihrer Haltung.
Stattdessen nahm sie Wut und Mut zusammen und bat ihren Vorgesetzten nach dem Meeting um ein Vier-Augen-Gespräch. Es kostete sie Überwindung – die Angst, sich angreifbar zu machen, war gross, aber sie wollte nicht schweigen. Sie wollte sich wehren, sich klar positionieren und Feedback geben. Ohne Vorwürfe, ohne Angriff. Sie beschrieb einfach, wie es ihr ging.
Mit Erfolg: Ihr Abteilungsleiter hörte zu, verstand und entschuldigte sich – auf Augenhöhe und mit der Einsicht, es wird nicht wieder vorkommen. Bravo. Danke.
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Fazit.
Über sich selbst zu lachen? In vielen Branchen undenkbar. Zu gross das Ego, zu wichtig die Selbstdarstellung. Doch Spass bei der Arbeit und Freude am Tun sind menschliche Grundbedürfnisse, die nicht auf Kosten des Respekts gehen dürfen. Führung wird immer dann zur Krise, wenn Menschen nicht darüber nachdenken, was sie mit ihren Worten anrichten. Wenn abwertende Bemerkungen verletzen, erniedrigen oder die Arbeitsleistung abwerten.
Früher hiess Humor einfach: Die Widrigkeiten des Lebens gelassen nehmen. Vielleicht die beste Definition, die Führungskräfte für sich nutzen können. Denn am Ende ist Humor, wenn man trotzdem lacht. Deswegen sei Dir selbst ein Witz, der Dich erheitert.
Oha – (norddeutsche Panikattacke) – wer hat an der Uhr gedreht, Feierabend für heute. Tschüssn, ich bin dann mal weg.
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KI Transparenz.
Seit Februar 2025 sind einige KI-Systeme in der EU verboten. Ab August 2026 schreibt der EU AI Act in Artikel 4 eine Kennzeichnung von KI-Erzeugnissen wie Bilder, Videos oder Stimmaufnahmen realer Personen vor. Diese Transparenz ist für mich bereits heute selbstverständlich: Die finale inhaltliche Verantwortung für diesen Artikel liegt beim Autor, der Artikel enthält keine KI generierten Bilder.
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Credits.
Ein grosses Dankeschön an all jene Künstlerinnen und Künstler, die mich mit ihren Werken, Worten und Songs zu diesem Artikel inspiriert haben, unter anderem:
Bill Murray, Dieter Nuhr, Doris Dörrie für „Männer“, Dr. Eckart von Hirschhausen, Farin Urlaub, Hannes Jaenicke, Hape Kerkeling, Heinz Erhardt, Ingo Appelt, Karsten Dusse, Loriot, Meine Frau, Monty Python, Otto Waalkes, Paul Watzlawick, René Malik für „De Maulwurfn“, Roberto Blanco, Sebastian, Torsten Sträter, Blake Edwards, David H. DePatie und Fritz Freleng für „Der rosarote Panther“, Udo Lindenberg, WDR für die Sendung mit der Maus.
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Wie sieht es in deinem Team aus?
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Gibt es bei Euch Situationen, die viel besser und konstruktiver laufen könnten?
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Autor:
Business Coach Bernd Bickert
0173 245 81 99
Mein Berufsweg vom Hotelmanager zum Berater umfasst die Themen Führung, Vertrieb, Kundenservice und Mitarbeitermotivation. Diese Trainingsthemen liefern Dir praktische Werkzeuge und vertieftes Wissen, um in Deinem Beruf erfolgreich zu sein.
Ich freue mich darauf, Dich kennenzulernen und wenn Du willst, arbeiten wir gemeinsam an Deinem und Eurem Erfolg.